Der Fotograf Sebastiao Salgado

FILM-TIPP: DAS SALZ DER ERDE. 

Sebastiao Salgado ist einer der ganz Großen der Fotografie-Geschichte und vor allem eine Persönlichkeit, die mit ihrer eigenen, beeindruckenden Geschichte zu berühren vermag. So kommt es, dass nicht nur einige seiner Bilder zu Ikonen der Zeitgeschichte geworden sind, sondern dass seine Biografie einen Teil des Zeitgeschehens repräsentiert. Genau diese Verknüpfung von Person, Bildern und Geschichte nutzt der Regisseur Wim Wenders in seinem Film über den Fotografen Sebastiao Salgado, Das Salz der Erde. Wenders Film zeichnet sich dadurch aus, dass weit mehr ist als eine einfache Dokumentation über das das Leben und das Werk von Sebastiao Salgado. Als Zuschauer ist man hautnah am Geschehen dran und blickt dem Fotografen bei der Arbeit über die Schulter. Rückblickend erzählt Salgado seine Geschichte und kommentiert seine Bilder. Anstatt am Mythos vom großen Künstler zu stricken, erzählt Wenders von einem Menschen, dessen Berufung die Fotografie ist. Neben der Person Salgado, seiner Frau und seinem Sohn, spielen nichtsdestotrotz seine Bilder eine Hauptrolle in Salz der Erde. Diese werden durch Salgados eigene Erklärungen und Erzählungen zum Leben erweckt.

Warum man „Das Salz der Erde“ unbedingt im kino sehen sollte

Eines meiner Lieblingskinos in Berlin: Das Kino International. Dort lief auch Das Salz der Erde.

Eines meiner Lieblingskinos in Berlin: Das Kino International. Dort lief auch Das Salz der Erde.

Als der Film 2014 anlief, musste ich ihn direkt zweimal im Kino sehen. Ich konnte mich an den leinwandgroßen Bildern gar nicht sattsehen. Die Wirkung der monumentalen Aufnahmen wird durch die große Kinoleinwand nochmal verstärkt. Bei einem Vergleich kann man feststellen, wie groß der Unterschied ist, ob Bilder als Original-Print (ein Jahr später lief auch eine Salgado-Ausstellung im C/O Berlin), im Buch, am Computer oder auf der großen Kinoleinwand gezeigt werden. Auch die Kommentare zum Bild sollten in ihrer Wirkung nicht unterschätzt werden. Obwohl das Leid der Menschen, das Salgado in vielen seiner Bilder dokumentiert hat, sichtbar ist, wird das eigentliche Leid, das die Bilder nicht zeigen, erst durch seine eigenen Erzählungen erfahrbar. Jeder, der die Möglichkeit hat, diesen Film noch einmal im Kino zu sehen (bei einem Film von Wim Wenders gar nicht so unwahrscheinlich), sollte diese Gelegenheit auf jeden Fall nutzen.

Ohne die überwältigende künstlerische Qualität der Bilder Salgados abzuschwächen: Es sind die Geschichten, die hinter den Bildern stecken, die auch eigentlich Bewegende an dem filmischen Porträt auszeichnen. Hier lassen sich auch Parallelen zwischen Wenders und Salgado ziehen: Beiden geht es nicht um ein neutrales, dokumentarisches Erzählen. Sie haben ein Anliegen und wollen mit ihrer Arbeit die Menschen berühren. Die enge Verknüpfung zwischen den Bildern und persönlichem Engagement machen den emotionalen Sprengstoff von Salgados Werk aus. Auf seinen vielen Reisen erlebte Salgado so viel schreckliches Leid, dass er fast selbst daran zugrunde gegangen wäre - in seinem TED-Talk berichtet er auch von dieser Erfahrung:

Die Leidenschaft von Sebastiao Salgado und seine absolute Hingabe an die Fotografie verführen dazu, die Vorstellung von einem Künstler-Genie aufzurufen. Dass hinter seinem Erfolg auch ein Handwerk und ein Interesse für Technik steckt, zeigt das folgende Interview mit ihm (auch wenn am Ende mehr als deutlich wird, dass es sich um eine Produktion von Canon handelt).

Als ich Das Salz der Erde nun erneut gesehen habe, konnte ich feststellen, dass er nichts an seiner stillen und gleichzeitig gewaltigen Monumentalität verloren hat. Eine absolute Empfehlung. 

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