Check-In: Fujifilm X100V

Seit Jahren gibt es einen Hype um die Kameras von Fujifilm. Jetzt wollte ich wissen, was dran ist. Schon seit längerem bin ich auf der Suche nach einer leichten Alternative zu meinem aktuellen Standard-Kit (einer Sony A7 III und dem leider sehr schweren Sony/Zeiss 35mm 1.4 ZA). Da ich - anders als geplant - nur wenige Stunden mit der Fujifilm X100V hatte, fasse ich meine Erfahrungen damit hier nur als kurzen Check-In zusammen.

Geschmacksache: Die Farben

Ganz klar: Vieles steht und fällt hier mit dem persönlichen Geschmack und darüber lässt sich bekanntlich trefflich streiten. Um es kurz zu machen: Mich haben die Filmsimulationen bei meinem ersten Test nicht überzeugen können. Meine Erwartungen waren sicher sehr groß, weil gerade dieser Aspekt oft als Alleinstellungsmerkmal herausgestellt wird. Alle Bilder, die ich gemacht habe und hier poste, sind “sooc” (also nicht bearbeitet). Mit etwas mehr Zeit hätte man sicher auch noch mehr raus holen können, schließlich bietet die Kamera zahlreiche Korrektur- und Eingriffsmöglichkeiten.

Filmsimulation “PRO Neg. Hi”

Filmsimulation “PRO Neg. Hi”

Eines schaffen die Filmsimulationen von Fujifilm auf jeden Fall: Die Erinnerung an die Abzüge von früher wach rufen, die auf analogen Filmen basierten. Für meinen Geschmack sind die Farbsättigung, der Kontrast und vor allem die Farbstiche ins grünlich-bläuliche zu stark ausgeprägt. Für den Einzelfall mag der Effekt passend sein - mir gelang es allerdings nicht, eine Filmsimulation zu finden, die für eine große Bandbreite an Motiven passend war. Und sobald ich anfing, verschiedene Filmtypen zu mischen, waren mir die Unterschiede zwischen den einzelnen Aufnahmen zu stark ausgeprägt. Spätestens wenn man Aufnahmen dann nebeneinander betrachtet - beispielsweise an der Wand, in einem Fotobuch oder online - fallen die großen Unterschiede ins Auge.

Filmsimulation “Classic Chrome”

Filmsimulation “Classic Chrome”

Einfaches Bedien-Konzept: Alles Wesentliche ist nur einen Griff entfernt.

Einfaches Bedien-Konzept: Alles Wesentliche ist nur einen Griff entfernt.

Was mich wiederum absolut begeistert hat, war das Bedien-Konzept der Kamera. Es macht einfach nur Spaß, die X100V in der Hand zu haben und damit Fotos zu machen. Sie erinnert mich zudem sehr stark an eine meiner Lieblingskameras aus der Zeit der analogen Fotografie: Die Konica Hexar AF. Mit den Einstellmöglichkeiten, die es zweifellos gibt, habe ich mich auch deswegen nicht besonders beschäftigt - es ist einfach gar nicht notwendig. Einfach nur anschalten und loslegen.

Der Wermutstropfen: Die Performance

Auch bei der Beurteilung der Performance spielt der subjektive Eindruck eine wichtige Rolle. Denn erst der Vergleich mit anderen Kameras und individuelle Erwartungen sowie der jeweilige Einsatzzweck können zu sehr unterschiedlichen Urteilen führen. Was mich persönlich etwas gestört hat, war die Geschwindigkeit beim Scharfstellen sowie die Lautstärke und Treffsicherheit des Autofokus. Ich fürchte, dass ich in dieser Hinsicht von einem unfairen Standard ausgehe. Das Fokussieren mit der Sony A7 III geht lautlos vonstatten und ist extrem schnell. Zudem werden Gesichter und Augen treffsicher erkannt und scharf gestellt. Das kann die X100V zwar im Prinzip auch, aber sowohl die Treffsicherheit, die Geschwindigkeit als auch die Geräusche, die dabei entstehen, haben mich persönlich einfach gestört.

Unschlagbar: Das Design

Nehmen wir die Kameras von Leica mal aus dem Wettbewerb aus, dann darf die Fujifilm X100V sicher als die mit Abstand schönste Kamera derzeit auf dem Markt bezeichnet werden. Die ganze Fujifilm X100-Serie hat nicht zuletzt aufgrund des Designs Kult-Status erreicht.

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Und so fand ich es am Ende doch schade, dass für mich unterm Strich die Nachteile überwogen. Gerne hätte ich in der X100V eine kleine, diskrete tägliche Begleiterin gehabt. Was aber als Erkenntnis für mich bleibt: Das wirklich wichtige ist und sollte bleiben, Spaß und Freude am Bilder-Machen zu haben. Und diese Freude am Fotografieren verkörpert die X100V geradezu idealtypisch.