Eman Hohammed

Alles ist politisch: Der World Press Photo Award 2017

Ich wuchs in einer Zeit auf, in der es möglich war, tatsächlich eine Haltung des Unpolitischen einzunehmen. Heute geht das nicht mehr. Schon in den 1970er Jahren machte im Rahmen der Sponti-Bewegung die Parole "Das Private ist politisch." die Runde. In den 80ern und 90ern, der Zeit meiner Jugend, war davon nicht mehr viel zu spüren. Heute ist in allen Ecken des Lebens eine Re-Politisierung zu verzeichnen, die für mich daher umso bemerkenswerter ist. Ich war noch nie in meinem Leben auf einer Demonstration und heute überlege ich sogar, ob ich in eine Partei eintreten soll.

Neu ist das alles selbstverständlich nicht. Auch die Kunst war wahrscheinlich nie völlig befreit von politischen Konnotationen. Selbst die meisten Künstler der Romantik, die die Autonomie der Kunst forderten, waren politisch aktiv und ihre Werke lassen sich als Teil ihrer politischen Aktivität verstehen. Auch die Fotografie hat eine sehr enge Verknüpfung zur Politik. Fotos bezeugen politische Ereignisse, zeigen Kriege, beweisen Vergehen und berichten von Heldentaten.

Der Rundumschlag gegen alle

Die neue US-Regierung mit ihren grobschlächtigen Aktionen sorgen auf der ganzen Welt und auch bei mir persönlich für großen Unmut. Eines der jüngsten Opfer der fremdenfeindlichen, rassistischen Politik: Der World Press Photo Award. Aller Wahrscheinlichkeit nach handelt es sich um einen reinen Zufall, dass es gerade eine Organisation trifft, die für die freie und unabhängige Arbeit von Fotojournalisten steht. Ironie des Schicksals also, dass es in diesem Fall die von Trump gehassten Medien und Journalisten trifft. Die Fotografin Eman Mohammed (Hier ihre Homepage) wurde in diesem Jahr zum Jury-Mitglied des World Press Photo Award 2017 gewählt und sollte nach Amsterdam reisen, um dort ihrer Aufgabe nachzukommen. Da sie Palästinenserin ist, trifft sie eine der neuen Bestimmungen der Trump-Regierung. Eine Ausreise aus den USA ist ihr nicht erlaubt.

Hier ist ein Vortrag von Eman Mohammed, den sie 2014 im Rahmen einer TED-Konferenz hielt - vom „Mut eine verborgene Geschichte zu erzählen“: